Mein erster Opernbesuch ist ewig her. Das war Mitte der siebziger. Ich bin noch zur Schule gegangen. Ich habe mich in meinen Anzug gezwängt, meine einzige Krawatte umgebunden und bin ins Staatstheater gegangen. Doch trotz Anzug und Krawatte – ich hab mich fremd gefühlt. In der Pause hab ich mit meinen Kumpels verunsichert am Rand gestanden.Oper, das war was für die bessere Gesellschaft, Hochkultur.
Von einem Opernfreund habe ich nun gehört:
„Das ist längst vorbei. Die Intellektuellen, die Schönen und Reichen, die gehen da nicht mehr hin.
In die Oper gehen vor allem Liebhaber: die einen im Anzug, die anderen in Jeans und Turnschuhen. Die Kleidung spielt schon lange keine Rolle mehr.“
„Nein“ sagt er,, „die Oper ist keine Hochkultur. Sie ist Subkultur. Es ist da wunderschön. Du tauchst in eine ganz andere Welt ein. Aber da gehen nur noch Freaks hin, Liebhaber.“
Mir ist die Welt der Oper leider fremd geblieben – aber ich ahne ihren Zauber.
Mit unseren Gottesdiensten geht es vielen so wie mir mit der Oper: eine fremde Welt, Subkultur, etwas für Freaks, für Liebhaber.
Aber auch im Gottesdienst tauchen wir in eine andere Welt ein: Wir singen. Wir beten. Wir gehen in die Stille.