Monat: April 2021

Von Engeln

„Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ 
Diesen Satz aus den Psalmen mag ich sehr:
Ich bin behütet, auf allen Wegen meines Lebens, egal, was kommt. Behütet von geheimnisvollen Kräften, wir nennen sie Engel.
Meine Lieblingsengelgeschichte ist die von Sarah und Abraham. Die beiden haben ihren sehnlichsten Wunsch gerade begraben. Sie wollten so gern ein Kind. Doch jetzt ist ihnen endgültig klar: Das wird nichts mehr. Sarah und Abraham gehen durch ein tiefes Tal. 
Da bekommen sie Besuch. Drei Fremde sind für einen kurzen Moment bei ihnen zu Gast. Und die prophezeien das Unmögliche: „Ihr werdet noch ein Kind bekommen!“ Sarah kann nur den Kopf schütteln und lachen. Wie soll das gehen? Aber es wird wahr. Sie bekommen einen Sohn. Isaak. Ihr Leben blüht neu. 
Ich finde meine Lieblingsengelgeschichte passt gut in unsere Zeit. Menschen begegnen sich für einen kurzen Moment. Sie kommen einander nicht wirklich nahe, müssen Abstand halten. Aber sie werden zu Engeln, zu Boten der Liebe Gottes. 
Engel sind in der Bibel oft Menschen. Menschen, die Mut machen und dann weiterziehen. Und er hat auch mir befohlen, ein Engel zu sein. Ich darf da sein für die Menschen, die er mir anvertraut.

Die Karwoche und Ostern

Die Woche vor Ostern, die Karwoche und Ostern. In diesem Jahr wird besonders deutlich, wie nahe sie unserem Alltag sind. Vieles von dem, was das vergangene Jahr geprägt hat, begegnet uns in den biblischen Geschichten dieser Woche.

Gründonnerstag. Das Abendmahl

An den schönen und den schweren Tagen rücken wir normalerweise zusammen. Wir nehmen uns in den Arm, machen uns Mut.
Jesus weiß, was ihm droht. Und trotzdem feiert er mit seinen Freunden. Sie genießen das Essen, trinken Wein. Sie feiern das erste Abendmahl.
Es gibt nichts Schöneres, als mit Freunden und der Familie an einem festlich gedeckten Tisch zu sitzen. Das können wir in diesem Jahr nicht und das macht diese Krise so unendlich schwer. Es droht eine unsichtbare Gefahr, doch wir dürfen nicht zusammenrücken, müssen Abstand halten. Wir spüren schmerzlich: Wir brauchen die großen Feste! Wir brauchen Musik und Tanz, die festliche Tafel, den guten Wein! Wir haben genug zu Essen und zu Trinken. Aber das wichtigste fehlt: die Menschen. Wir brauchen einander in diesen dunklen Wochen und Monaten.

Karfreitag. Das Kreuz.

In jeder Kirche steht ein Kreuz. 
Es erinnert daran: Das Leid gehört zum Leben. Ich kann hadern, ich kann mich wehren, aber ich komme nicht daran vorbei. Ich muss da durch. Muss mein Kreuz tragen, muss ertragen, mich, mein Schicksal und die Sorgen um meine Lieben. Das Leben ist gefährdet. Immer. Es gibt kein Entrinnen. 
Der Karfreitag ist in unseren Kirchen ein stiller Tag. Die Glocken schweigen. Wir denken an das Leid des einen und der vielen. Wir beten für sie. Und wir beten dafür, dass wir menschlich bleiben, wenn Unglück uns trifft. Menschlich wie der Gottessohn. Karfreitag ist der Tag der abgrundtiefen Verlassenheit. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das sind die letzten Worte Jesu.

Ostern. Die Auferstehung.

Ostern. Das finstere Tal ist durchschritten, der Tod besiegt. Als erste erfahren es die Frauen am Grab.  Es verschlägt ihnen die Sprache. Er ist auferstanden! Die Jünger können es gar nicht glauben. Da zeigt er ihnen seine Hände. Sie erkennen ihn an seinen Wunden. 
An deinen Wunden wirst du erkannt. Versteck sie nicht. 
Das Leid dieser schweren Zeit wird uns verändern. Aber es wird uns nicht besiegen. So wie es ihn nicht besiegt hat. 
Möge es uns an Ostern so gehen wie den Menschen in Goethes Osterspaziergang: 

„Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.“