An dunklen Tagen fehlt mir oft die Phantasie, dass es irgendwann mal wieder hell werden könnte.
Ich bin gern draußen in der Natur. Das Licht tut gut; gerade jetzt, wo die Tage noch kurz sind.
Auf einer Wanderung stehe ich vor einer uralten Eiche. Ein knorriger Stamm, mächtige Äste, ein paar welke Blätter. Unterm Baum liegen Unmengen Eicheln. 2020 war für die Eiche wohl ein gutes Jahr.
Ich denke: Wenn du noch nie einen Baum im März gesehen hättest, wenn du nicht wüsstest, dass es bald wieder Frühling wird, dann könntest du dir überhaupt nicht vorstellen, dass diese kahle Eiche jemals wieder grün wird.
Ach, es gibt so viel Leben, das ich nicht sehe.
Ich sehe die Eiche; ihren mächtigen Stamm, die Äste.
Doch ihre Wurzel sehe ich nicht.
Aber die Eiche wächst ja nicht nur in die Höhe; sie wächst auch nach unten, ein Baum braucht Tiefe.
Je tiefer sie in der Erde verwurzelt ist, desto näher kommt sie dem Himmel.
Ja, die Wurzel bleibt für immer im Dunkel.
Sie wird den Himmel niemals sehen.
Doch sie wird sie wieder treiben zu neuem Grün im Mai, die alte Eiche.
Es wird wieder hell.
Eiche Friedhelm!
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