Monat: August 2014

Irgendwas mit großem L

Wort zum Sonntag für die Braunschweiger Zeitung.

Irgendwas mit großem L

„Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“
Das fragt die 16jährige Hazel Grace ihren 18jährigen Freund Augustus in dem Roman
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“
Augustus ist ein kühler Kopf und er überrascht sie mit seiner Antwort: „Ja, absolut. Nicht an einen Himmel, wo wir auf Einhörnern herumreiten, Harfe spielen und in einem Schloss aus Wolken leben. Aber trotzdem: ja. Ich glaube an Irgendwas mit großem I. Habe immer daran geglaubt.“
Irgendwas mit großem I. Das klingt wie eine Stimme aus dem dem Nebel. Du kannst sie nicht fassen und doch: Sie ist da.
Einhörner, Harfen, Schlösser aus Wolken. Damit kann ich auch nichts anfangen. Aber „Irgendwas mit großem I“ reicht mir auch nicht. Ich brauche Bilder, moderne Bilder:
Hazel Grace hat nächtelang mit ihrem Liebsten telefoniert. Sie sagt: „Wir waren dann in einem geheimen überirdischen dritten Raum. Ein Ort, der weder bei ihm noch bei mir war. Ein unsichtbarer Ort.“
Diese junge Frau würde das so nie sagen, doch sie glaubt an „irgendwas mit großem L.“
Sie glaubt an die Liebe.
Die Liebe, die so weh tut, wenn ein Mensch uns für immer verlässt – die uns aber auch in Räume entführt, von denen wir vorher nicht mal ahnen, dass es sie geben könnte.
Der Himmel ist ein Sehnsuchtsort. Ein Ort der Schönheit. Mitten unter uns.
„Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“
„Ja, absolut. Ich glaube an irgendwas mit großem L.“

Friedhelm Meiners, Pastor an St. Martini

Leben nach dem Tod?

Ich lese gerade „Das Schicksal ist ein mieser Verräter.“
Die Liebesgeschichte zweier krebskranker Jugendlicher.
Das Mädchen, Hazel Grace, ist 16 t, Augustus, der Junge, 18 Jahre alt.
Natürlich fragt Hazel Grace ihren Freund irgendwann:
„Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“
Augustus überrascht sie mit seiner Antwort:
„Ja, absolut. Nicht an einen Himmel, wo wir auf Einhörnern herumreiten, Harfe spielen und in einem Schloss aus Wolken leben. Aber trotzdem: ja.
Ich glaube an Irgendwas mit großem I. Habe immer daran geglaubt.“

Augustus glaubt an irgendwas. Aber natürlich nicht an „das Paradies.“
Ich auch nicht. Aber ich glaube auch, dass es weiter geht. Irgendwie.
Was mich stört an den gängigen Bildern vom Paradies?
Es ist dieser perfekte Stillstand: Die ewig gleichen Harfenklänge, alles freut sich, alles lacht. Der ewig gleiche, perfekte, bewegte Stillstand. Das kann es doch nicht sein, oder?