„Was steht ihr da und seht zum Himmel?“
Das fragen zwei Männer in weißen Gewändern die Jünger, als sie Jesus bei seiner geheimnisvollen „Himmelfahrt“ hinterherschauen.
Mich hat diese Frage immer geärgert: „Ja was? Soll ich nicht mehr in den blauen Himmel schauen und träumen? Soll ich mich mit dem grauen Alltag abfinden? Den Blick nach unten?“
Da halte ich es doch lieber mit dem Astronauten von Sido. Der schaut nicht nur nach oben, der fliegt: „Ich heb ab, nichts hält mich am Boden. Bin lange nicht geflogen. Wie ein Astronaut.“
Es gibt so viel Kraft, sich ab und zu in den Himmel zu träumen. Soll das verboten sein?
Ich glaube nicht. Ich denke die Männer in Weiß, diese beiden Engel, meinen etwas anderes:
Du schaust in den blauen Himmel. Siehst die Weite. Du spürst, das Leben ist größer und schöner als deine Gedanken es fassen können. Das tut gut.
Doch du kannst da nicht ewig stehen bleiben. Du musst weiter, zurück in den Alltag. Das ist nicht schlimm. Nimm die Kraft des Himmels mit. Suche Spuren der Unendlichkeit in deinem Leben. Such den Himmel auf Erden.
Du magst ihn in der Natur finden: Am Schloss Richmond blühen gerade gelbe Wildtulpen. Und endlich, endlich singt die Nachtigall wieder! Für mich zeigt sich im Frühling der Himmel auf Erden.Aber auch in der stillen Liebe, in der Fürsorge:
Eine junge Frau geht jeden Morgen an unserem Haus vorbei mit ihrem uralten Pferd spazieren. Reiten kann sie es schon lange nicht mehr.
Himmelfahrt. Aufschauen, das Leben preisen. Und das Leid aushalten.
Der, dem die Jünger hinterherschauen, war ein verletzlicher Mensch. Er hat alles erlebt: ein erfülltes, schönes Leben und unendliches Leid am Kreuz.
Alles ist aufgehoben in der Liebe des Himmels.
Das ist für mich Himmelfahrt.