Monat: November 2025

Hauch ist der Mensch

Ich lese in der Bibel:
„Hauch ist der Mensch und sein Leben gleicht dem schwindenden Schatten.“
Mein Leben nur ein Hauch? 
Ein Schatten, der schwindet?
Wenn ich es mir recht überlege:
Ich weiß fast nichts über meinen Großvater. 
Er ist vor meiner Geburt gestorben. 
Und wer erinnert sich an mich in hundert Jahren? 
Manchmal fühlt sich das genauso an: 
Ja, mein Leben ist ein Hauch, mehr nicht. 
Doch dann sitze ich im Garten: 
Die Sonne bricht durch die Wolken, die Schatten schwinden, die Blumen sind in ein wundersames Licht getaucht.
Dann fühle ich mich getröstet von diesem uralten Wort:
„Hauch ist der Mensch und sein Leben gleicht dem schwindenden Schatten.“
Dann spüre ich diesen Hauch des Lebens, dann weiß ich: 
Du lebst! Jetzt! 
Du lebst aus dem Hauch, dem Geist Gottes. 
Und die Schatten? 
Sie werden der Morgenröte weichen.

Der alte Apfelbaum

In unserem Garten steht ein alter Apfelbaum.
Er hat viele Stürme hinter sich, ist schon arg zerrupft. 
Letzten Herbst hat der Wind einen großen Ast abgebrochen. 
Auch die Menschen sind nicht zimperlich mit ihm umgegangen. Er wurde oft beschnitten. Lange Jahre hieß es ja: „Du musst einen Hut durch seine Äste werfen können, dann trägt der Apfelbaum gut.“ 
Im Grunde ging es immer nur um den Ertrag.  
Aber jetzt kann unser alter Apfelbaum aussehen, wie er will – und wieviel er trägt ist uns auch egal.
Jetzt ist er nur noch ein alter Baum; seine knorrigen Äste wachsen in alle Richtungen. 
Auf mich wirkt er irgendwie frei; manchmal finde ich es sieht so aus, als ob er tanzt, bereit für alles, was das Leben ihm noch bescheren mag an Regen und Sonne, Stürmen und Frost.  
„Siehe, ich will euch tragen bis ins Alter“ lese ich in der Bibel.