Monat: Dezember 2025

Magdeburg

Ein Jahr und einen Tag. 

So lange ist es her: das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Damals wurden Berge von Blumen niedergelegt, Gips-Engel, Fußballschals und Plüschtiere. 
Die Magdeburger Fotografin Elisabeth Heinemann hat die Orte der Trauer auf ihren Fotos festgehalten.
Sie war damals selbst auf dem Weihnachtsmarkt, wollte das Riesenrad von unten fotografieren; doch das dauerte ewig, das Rad wollte und wollte nicht anhalten. Als das Auto  über den Markt raste, stand sie abseits des grausigen Geschehens. Erst zu Hause wurde ihr klar, dass sie bewahrt worden war. 
„Das Leben ist so zerbrechlich“ sagt die Fotografin.
Vergangenes Jahr Magdeburg im Advent. 
Dieses Jahr Sidney an Chanukka, dem jüdischen Lichterfest. 
Kann man da noch Weihnachten feiern? 
Heile Welt spielen?
Sicher nicht. Aber Weihnachten war nie „heile Welt.“
Es erzählt von brutalen Typen wie Herodes und von einem Paar, das im Stich gelassen wird – erst dann kommen die Hirten und Weisen, die den Opfern zur Seite stehen, still und unerkannt. 
Elisabeth Heinemann hat das Riesenrad an jenem Abend fotografiert: Winzige Lichter vor tiefschwarzer Nacht – in rot und grün, den Farben Magdeburgs; für sie ein Zeichen der Hoffnung – so wie die vier Kerzen auf dem Adventskranz, die acht Lichter auf dem Chanukka Leuchter.

Advent, Advent…

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…
Schon als kleiner Junge konnte ich es kaum erwarten: die dicken roten Kerzen auf dem Adventskranz, den Adventskalender, der Duft nach frisch gebackenen Plätzchen.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – ein einziges, kleines Lichtlein.
Und draußen wird es jeden Tag dunkler, der Tiefpunkt ist noch lange nicht erreicht. Aber wir zünden eine kleine Kerze an – weil wir hoffen, nein weil wir wissen: 
Bald wird es wieder heller.
Der Göttinger Theologe Wolfang Reinbold sagt: 
„Der Advent ist nicht nur für die Christinnen und Christen da.“ 
Natürlich nicht. Selbst wenn wir Christen ihn „erfunden“ haben, das Copyright ist zum Glück längst abgelaufen. 
Wir feiern mit Menschen, die einer anderen oder gar keiner Religionsgemeinschaft angehören, die ganz anders leben als wir. Wir treffen uns auf dem Weihnachtsmarkt, beim lebendigen Adventskalender, im Familien- und Freundeskreis, bei Bratapfel und Punsch. Mir zeigt das: Glaube, Hoffnung und Liebe leben auch in dunklen Zeiten und über alle Grenzen hinweg.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Es wärmt meine Seele, hält in mir die Hoffnung wach auf eine neue, menschliche Welt: 
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier… 
Die Liebe beginnt ganz klein und oft im Finstern, wie im Stall von Bethlehem. 
Ich wünsche Ihnen eine Adventszeit voll Wärme und Licht.