Schlagwort: Essen

Abendmahl oder „Tisch voll“

Wir sitzen in unserem Lieblingsrestaurant, alle sind in die Speisekarte vertieft. 
„Hört sich alles so lecker an,“ sage ich, „ich weiß gar nicht, was ich nehmen soll…“
„Geht mir auch so“ seufzt mein Freund Tommy. „Aber wisst Ihr was? Wir machen das heute mal anders! Jeder und jede bestellt, worauf er oder sie am meisten Appetit hat – und alles kommt mitten auf den Tisch.“
„Und dann?“ frage ich. 
„Wir lassen uns jeder und jede einen leeren Teller geben. Dann können wir von allem probieren!“
Ich bin ja ein bisschen skeptisch, aber warum nicht? Wir probieren das aus.
Dann wird serviert: Der Tisch biegt sich unter den leckersten Speisen: Pilzrisotto, Käsespätzle, eine vegane Linsencremesuppe, Gulasch mit Spätzle, Caesar Pommes… 
Wir sitzen um den voll gedeckten Tisch, wir reden, lachen und schwelgen: 
„Die Spinatknödel musst du unbedingt probieren!“
„Die Quiche! Ein Genuss! Koste mal!“ 
„Gratinierter Ziegenkäse – hätte ich nie bestellt, aber so lecker!“ 
Zwischendurch ein paar Pommes und ein Stück von der Currywurst – hat auch was…Es wird ein wunderbarer Abend.
So ähnlich stelle ich mir vor, haben die ersten Christinnen und Christen in Korinth jeden Abend das Abendmahl gefeiert:  im großen Kreis am festlich gedeckten Tisch – reden und lachen, das köstliche Essen teilen, das Leben feiern.
Wir sollten das auch öfters tun… 

Bockwurst und Kartoffelsalat

In meiner ersten Gemeinde gab es eine besondere Tradition: Einmal im Vierteljahr haben wir den Gottesdienst am Samstagabend gefeiert. Im Anschluss hat es im Gemeindehaus Würstchen mit Kartoffelsalat gegeben. Die Würstchen sind vom örtlichen Schlachter spendiert worden, seine Schwiegermutter ist Mitglied im Altenkreis gewesen und immer mächtig stolz. Diese Gottesdienste sind supergut besucht gewesen und im Anschluss haben sich die Leute im Gemeindesaal gedrängelt. 
Ich junger Pastor hab mir damals gedacht: „Das geht doch gar nicht! Die Leute kommen ja nur wegen der Bockwurst.“ Nach einer Weile habe ich diese Gottesdienste dann eingestellt.
Heute kann ich darüber nur noch den Kopf schütteln. Ich habe damals nicht begriffen: Im Glauben geht es um alles. Sicher, auch um die Andacht, die Stille, das Gebet – vielleicht ein guter Gedanken in der Predigt; aber Glauben heißt: das Geschenk des Lebens feiern, zusammen sein, miteinander essen und trinken, lachen und reden. Dazu gehören manchmal auch Bockwurst und Kartoffelsalat. 
Jesus hat gern gefeiert und darüber Geschichten erzählt: vom großen Abendmahl und von der Hochzeit, die du nicht verpassen darfst. 
Übrigens: Bei uns in der Gemeinde gibt es jetzt nach dem Geburtstagsgottesdienst immer – nein, nicht Würstchen und Kartoffelsalat – es gibt Sekt und Braunschweiger Zuckerkuchen. 
Wunderbar!