Schlagwort: Glück

Glück oder: Du musst nicht alles schaffen

Es gibt unzählige Ratgeber für ein besseres Leben.
Und es ist immer dasselbe:
„Du schaffst deine Arbeit nicht? Wirst nie fertig? Du hast abends immer das Gefühl, du hast nichts geschafft?
Ja dann hast du noch nicht die richtige Technik drauf. Lies unseren Ratgeber, dann hast du bald abends alle deine To do Listen abgebarbeitet, alles ist erledigt und du kannst ganz zufrieden das Leben feiern.“ 
Darf ich wirklich erst feiern und zufrieden sein, wenn ich alles erledigt habe?
Wann soll das sein?
Das ist so, als ob ich mit Vollgas über die Autobahn rase und mir sage: Erst wenn ich den letzten überholt habe, nehme ich den Fuß vom Gas.
Ich habe nie alles erledigt und das kann auch nicht der Sinn meines Lebens sein. 
Aber mich überbekommt natürlich auch immer wieder diese Hektik: 
„Du musst alles schaffen, dann wird dein Leben gut.“ 
An guten Tagen hilft mir dann an einen Satz von Jesus:
„Sorgt euch nicht. Seht die Vögel unterm Himmel. Sie sähen nicht, sie ernten nicht und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“

Wenn ich dann noch einen Bussard am Himmel kreisen sehe, dann denke ich: 
Er wartet auch nicht, bis er alles erledigt hat. 
Vielleicht fliegt er heute ja einfach mal so – auch aus purer Lust am Leben.

Du wirst ein Segen sein

Woran kann ich erkennen, dass mein Leben gut und erfolgreich ist?  
Wann ist mein Leben gesegnet?
Wenn ein Pastor in den Ruhestand geht, dann wird er in einem Gottesdienst verabschiedet und bekommt von guten Freundinnen und Freunden noch einen Segenswunsch mit auf den Weg. Als es bei mir diesen Juni so weit war, hat mein Freund Ralph mir einen besonderen Segen mitgegeben. In der Bibel wird er Abraham zugesprochen, einem alten Mann auf dem Weg in die Fremde – und irgendwie ist für mich der Ruhestand auch so eine fremde Welt. Ich weiß nicht so genau, was auf mich zukommt. 
Ralphs Segenswunsch lautet: „Ich will dich segnen und du wirst ein Segen sein.“
Und es stimmt: Wenn ich für andere ein Segen bin, wenn ich ihnen guttue, dann bin ich glücklich – gesegnet. 
Kann sein, dass du im Lotto gewinnst; kann sein, dass du viel freie Zeit geschenkt bekommst; dann hast du noch lange kein ein gutes, glückliches, gesegnetes Leben. 
Es kommt darauf an, was du daraus machst, für dich und für deine Mitmenschen.
Das wünsche ich Ihnen für diesen Tag: 
Sein Sie ein Segen für Ihre Lieben – und für die anderen auch.

Die Bibel als Bastelbuch für eine Glücksmaschine

Der Schweizer Schriftsteller Gerhard Meier schreibt: „Für mich ist die Bibel ein Bastelbuch, um daraus eine Glücksmaschine zu bauen.“ 
Zuerst habe ich gedacht: „Was soll das denn? Die Bibel ein Bastelbuch? Und dann auch noch für eine „Glücksmaschine?“ Was soll das sein? Aber inzwischen gefällt mir diese Vorstellung ganz gut. Ich finde auch: Die Bibel ist keine Gebrauchsanweisung und auch keine Landkarte für ein gutes Leben. Vielleicht doch eher ein Bastelbuch …. 
Beim Basteln musst du improvisieren, du nimmst alles, was du hast – und du wirst nie fertig. Es muss nicht perfekt werden, nur gerade so gut, wie es in diesem Moment geht. Basteln hat immer auch etwas Spielerisches: Probieren wir es mal aus…
In der Bibel finde ich vieles, was ich brauche, um an meinem Glück zu basteln: Sie spricht von der Liebe, die alles zusammenhält. Die Bibel handelt von der Ehrfurcht vor dem Leben, macht mich bescheiden in dem, was ich schaffe: Es hält nicht ewig, muss es auch nicht sein. Die Bibel erinnert mich daran: Gemeinsam macht das Basteln, das Leben viel mehr Spaß und es ist gut, wenn ich noch staunen kann wie ein Kind. Ich darf auch ruhig mal scheitern, fange wieder von vorne an. Ja, ich glaube, ich verstehe jetzt ein wenig, was Gerhard Meier meint mit seiner Bibel und seiner Glücksmaschine: 
Sie ist nicht perfekt, läuft nicht immer rund – aber sie schenkt viel Glück. 

Seid barmherzig

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“
hat Jesus gesagt. Dieser Satz wird viele Menschen durch das Jahr 2021 begleiten. Es ist die Jahreslosung.
Barmherzigkeit. Was für ein schönes, altmodisches Wort. 
Barmherzig.
Was könnte man noch dafür sagen? Tolerant? Ach, das trifft es nicht so ganz. Barmherzigkeit ist mehr als Toleranz. Im Wort barmherzig steckt das Wort Herz. Das Herz ist der Sitz der Liebe. Man könnte vielleicht sagen: Barmherzigkeit ist Toleranz, wenn du liebst, wenn es wehtut.
Ich habe meine Konfirmandinnen und Konfirmanden gefragt: „Glaubt ihr, dass die Natur uns liebt?“ 
Sie haben energisch den Kopf geschüttelt: „Auf keinen Fall! Bei allem was wir ihr antun! Die Natur kann uns gar nicht lieben“ 
Sie haben ja Recht. Aber Liebe kann ich mir nicht verdienen. Sie ist einfach da. Ich glaube: Die Liebe der Natur, die Liebe des Schöpfers, ist eine barmherzige. Eine Liebe, die wehtut. 
Ich werde geliebt, obwohl ich so bin wie ich bin. 
„Sei barmherzig, wie auch dein Vater, dein Schöpfer, wie auch die Natur barmherzig ist.“
Wie kann ich barmherzig sein? 
Ich möchte Ihnen heute ein altes Segenswort mit auf den Weg geben:
Mögest du sicher und in Frieden sein. 
Mögest du freundlich und fürsorglich zu dir selbst sein. 
Mögest du dich so akzeptieren und lieben wie du bist – dich und die anderen auch. 
Das ist für mich Barmherzigkeit. 

Glücklich sein

Menschen wollen vor allem eins: glücklich sein.
Ist das nicht egoistisch und selbstbezogen? 
Ich glaube nicht.
Wenn ich unglücklich bin, dann läuft gar nichts, dann werde ich unausstehlich, dann kreisen meine Gedanken nur um mich selbst. Ich bin zu nichts zu gebrauchen…
Aber wenn ich glücklich bin, dann bin ich kreativ, dann bin ich auch offen für die Sorgen und Nöte der anderen. Wenn ich glücklich bin, kann ich viel besser zuhören.
Glücklich sein ist wichtig. Aber was macht mich wirklich glücklich?
Mit Schülerinnen und Schülern hat man folgendes Experiment gemacht:
Als sie morgens den Klassenraum betraten, hat man sie gebeten: „Vervollständige für dich selbst folgenden Satz: 
 „Ich bin froh, dass ich…“
Also zum Beispiel „Ich bin froh, dass Lea meine beste Freundin ist.“
Sie mussten den Satz fünfmal wiederholen. Die Atmosphäre in der Klasse war den ganzen Tag über gut.
Am folgenden Tag sollten sie einen anderen Satz zu vervollständigen und fünfmal zu wiederholen:
„Ich wäre lieber…“
Zum Beispiel: „Ich wäre lieber so cool wie Tom.“ 
Die Stimmung in der Klasse war an diesem Tag gereizt und schlecht. 
Ja, so ist das wohl: im Unglück vergleiche ich mich mit anderen – im Glück bin ich dankbar für das, was mir geschenkt ist.