Der Count Down läuft. Noch neun Tage bis Heiligabend. Wir haben noch keinen Baum, ich muss noch Geschenke besorgen, soll mich um die Süßigkeiten kümmern … Ist zu schaffen, darf nur nichts dazwischenkommen. Und dann gibt der Drucker seinen Geist auf. Na super, ausgerechnet jetzt! Ich muss die Predigt ausdrucken, Liederzettel für den Gottesdienst. Also ab zum Elektromarkt. Und da ist die Hölle los.
Ich hatte mir so fest vorgenommen: Dieses Jahr wird alles anders. Dieses Jahr wird der Advent ruhig und besinnlich. Du hast Anfang Dezember die Geschenke beisammen, du besorgst rechtzeitig einen schönen Baum, dann lästern die Kinder auch nicht wieder: „Papa, der hat dir wohl leid getan, den hätte sonst doch keiner mitgenommen.“ Dabei gab es keinen anderen mehr in unserer Größe.
Eine ruhige, besinnliche Adventszeit. Der große Traum. Aber wo kommt der eigentlich her? Aus der Weihnachtsgeschichte sicher nicht. „Es begab sich aber zu der Zeit…“ Maria und Josef finden keinen Raum in der Herberge. Das letzte, was man einer Schwangeren wünscht. Die Hirten werden nachts aufgeschreckt und rennen los „und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“ Die haben nicht mal Geschenke dabei! Die Weisen aus dem Morgenland haben eine lange, beschwerliche Reise hinter sich und landen im Stall.
Ruhig und besinnlich ist da erst mal gar nichts. Bis zu diesem Moment. Der Stern steht still. Sie kommen alle zur Ruhe, froh und dankbar für das Wunder des Lebens mitten im Wahnsinn der Welt.
Auf diesen Moment warte ich und es wird ihn geben, an Heiligabend, in der Kirche beim Krippenspiel oder später unterm Weihnachtsbaum. Doch bis dahin: der Countdown läuft, auf geht´s!
Schlagwort: Hektik
Gestürzt
Ich bin mit dem Fahrrad gestürzt. Mir ist nicht viel passiert, zum Glück. Aber ich war für einen Moment benommen – und ich war so froh, dass mein Sohn Johannes an meiner Seite war. Er hat geduldig mit mir gewartet, bis ich mich von dem Schock erholt hatte.
*
Drei Tage später.
Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Ich hab es eilig. Da sehe ich schon von weitem: Ein Fahrradfahrer ist gestürzt. Ich halte an. Eine Frau hält ihm die Hand, ihr Mann sagt: „Der Krankenwagen muss jeden Moment hier sein“ Der junge Mann hat eine blutende Platzwunde am Kopf. Da erkenne ich ihn: Es ist Cornelius, ein ehemaliger Konfirmand. Er erkennt mich auch, lächelt gequält: „Hallo Friedhelm! Alles okay!“
„Das ist gut!“ sage ich.
Doch ich muss weiter. Der Junge ist ja versorgt, denke ich. Ich kann hier ja doch nichts mehr tun. Ich sage noch kurz: „Alles Gute Cornelius!“ und fahre weiter.
Das war wirklich keine Heldentat. Als ob es nur darum ginge, dass jemand versorgt ist! Ich war der einzige, den er kannte! Ich hätte ihm beistehen müssen. Und dass, nachdem ich gerade dasselbe durchgemacht habe…
Hektik, Stress und Zeitdruck machen hart und unbarmherzig. Was soll aus uns, was soll aus mir werden, wenn ich das nicht in den Griff bekomme?
Ich habe Cornelius noch am selben Abend geschrieben. Er war wieder zu Hause. Es geht ihm gut.
Gott sei Dank! Aber so was soll mir nie wieder passieren…