Schlagwort: Licht

Advent, Advent…

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…
Schon als kleiner Junge konnte ich es kaum erwarten: die dicken roten Kerzen auf dem Adventskranz, den Adventskalender, der Duft nach frisch gebackenen Plätzchen.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – ein einziges, kleines Lichtlein.
Und draußen wird es jeden Tag dunkler, der Tiefpunkt ist noch lange nicht erreicht. Aber wir zünden eine kleine Kerze an – weil wir hoffen, nein weil wir wissen: 
Bald wird es wieder heller.
Der Göttinger Theologe Wolfang Reinbold sagt: 
„Der Advent ist nicht nur für die Christinnen und Christen da.“ 
Natürlich nicht. Selbst wenn wir Christen ihn „erfunden“ haben, das Copyright ist zum Glück längst abgelaufen. 
Wir feiern mit Menschen, die einer anderen oder gar keiner Religionsgemeinschaft angehören, die ganz anders leben als wir. Wir treffen uns auf dem Weihnachtsmarkt, beim lebendigen Adventskalender, im Familien- und Freundeskreis, bei Bratapfel und Punsch. Mir zeigt das: Glaube, Hoffnung und Liebe leben auch in dunklen Zeiten und über alle Grenzen hinweg.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Es wärmt meine Seele, hält in mir die Hoffnung wach auf eine neue, menschliche Welt: 
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier… 
Die Liebe beginnt ganz klein und oft im Finstern, wie im Stall von Bethlehem. 
Ich wünsche Ihnen eine Adventszeit voll Wärme und Licht.

Dunkle Tage

An dunklen Tagen fehlt mir oft die Phantasie, dass es irgendwann mal wieder hell werden könnte.
Ich bin gern draußen in der Natur. Das Licht tut gut; gerade jetzt, wo die Tage noch kurz sind. 
Auf einer Wanderung stehe ich vor einer uralten Eiche.  Ein knorriger Stamm, mächtige Äste, ein paar welke Blätter. Unterm Baum liegen Unmengen Eicheln. 2020 war für die Eiche wohl ein gutes Jahr. 
Ich denke: Wenn du noch nie einen Baum im März gesehen hättest, wenn du nicht wüsstest, dass es bald wieder Frühling wird, dann könntest du dir überhaupt nicht vorstellen, dass diese kahle Eiche jemals wieder grün wird.
Ach, es gibt so viel Leben, das ich nicht sehe.
Ich sehe die Eiche; ihren mächtigen Stamm, die Äste. 
Doch ihre Wurzel sehe ich nicht. 
Aber die Eiche wächst ja nicht nur in die Höhe; sie wächst auch nach unten, ein Baum braucht Tiefe. 
Je tiefer sie in der Erde verwurzelt ist, desto näher kommt sie dem Himmel.
Ja, die Wurzel bleibt für immer im Dunkel. 
Sie wird den Himmel niemals sehen. 
Doch sie wird sie wieder treiben zu neuem Grün im Mai, die alte Eiche.
Es wird wieder hell.

Im Dunkel

Wann fängt Ihr Tag eigentlich an?
Bei mir ist das ganz klar: am frühen Morgen, bei einer Tasse Kaffee. Anschließend lege ich richtig los.
Und wann beginnt meine Woche?
Auch da muss ich nicht lange überlegen: Am Montagmorgen, wenn ich wieder durchstarte. 
Aber es gibt auch eine andere Sicht auf das Leben: 
Die christliche Woche startet mit dem Sonntag, dem Ruhetag. 
Unsere Tage beginnen eigentlich mitten der Nacht um 0 Uhr – und Weihnachten – für viele das hellste Fest – feiern wir in der dunkelsten Jahreszeit. 
Wir machen uns darüber normalerweise keine Gedanke, aber dahinter steckt schon die Frage:
Wann geschieht im Leben das Entscheidende? 
Im Hellen, wenn ich wach bin – oder im Dunkeln, wenn ich schlafe? 
Auf den ersten Blick scheint das klar:
Das Entscheidende geschieht am Tag, wenn ich aktiv bin. Der Schlaf dient nur zur Erholung. 
Aber ganz so einfach ist es eben doch nicht.
Noch ruhen scheinbar die Felder. Doch unter der Erde, im Dunkeln, keimen die Weizenkörner schon zu kleinen Pflanzen. Wenn sie ans Licht kommen, sind sie schon perfekt, müssen nur noch wachsen. 
Ein Baby braucht neun Monate. Wenn es ans Licht kommt, ist es schon vollkommen, ein Wunder.
Heute beginnt die Karwoche. Wir sprechen von Finsternis, von Leid und Tod. 
Wir sprechen aber auch von dem Leben, das durch die Finsternis ans Licht bricht. 
Wir sollten mehr vertrauen: 
Das Leben ist erst mal ein großes Geschenk. 

Gesang

Die Amsel
singt am lautesten
kurz vor Sonnenaufgang
und kurz nachdem sie wieder untergegangen ist.

Wenn ich es nicht besser wüsste,
würde ich gern denken:
Sie singt das Licht in die Welt.
Und sie verabschiedet es wieder.