Ich bin jetzt im Ruhestand, das ist eine ganz neue Erfahrung: Keine Sitzungen mehr, fast keine Termine, jede Menge Zeit für mich.
Wunderbar!
Ich werde immer wieder gefragt: „Was machst du denn jetzt so? Was sind deine Projekte?“
Ich habe erst mal keine. Ich will mich auf das einlassen, was kommt, will die Freiheit erst mal spüren.
Aber die Frage hat mich am Anfang schon nervös gemacht: Brauche ich nicht doch ein Projekt?
Dann sind wir im Urlaub an der Nordsee gewesen. In einem Souvenir Laden habe ich einen wunderbaren Spruch gefunden, er war auf ein Mobile mit lauter kleinen Segeln geschrieben:
„Setz die Segel und lass dich treiben.“
So soll es sein!
Ich lasse mich treiben, schaue mal, was kommt und was das Leben von mir fordert.
Und was treibt mich an?
Ich habe endlich mehr Zeit für Ada, meine Enkeltochter.
Ich habe meine Armbanduhr abgelegt, muss nicht mehr so genau wissen, wie spät es ist. Ich treffe mich mit Freunden und es ist egal, wie lange es dauert.
Ich habe Zeit zum Schreiben und Lesen.
Vor meinem Fenster pocht ein Buntspecht eine Höhle in den Baum – ich wusste gar nicht, dass der hier lebt.
Setz die Segel und lass dich treiben.
Es geht voran, auch wenn ich nicht jede Minute verplane – oder verplanen lasse.