Ich liebe den Frühling. Unser Garten verändert sich mit jedem Tag. Es gibt so viel zu entdecken: Pflanzen, von denen ich noch nie etwas gehört habe.
Ehrenpreis und Spindelstrauch, Schneeball und Wolfsmilch, Weicher Frauenmantel und Hirschzungenfarn.
Wer hat sich all diese wunderschönen Namen ausgedacht? Da schwingt so viel Phantasie, so viel Poesie mit, so viel Liebe zur Schöpfung.
Besonders schön finde ich die „gefiederte Sockenblume.“
Ihr wissenschaftlicher Name klingt ganz nüchtern: Epimedium Pinnatum.
Oder Bellis Perennis. Das ist der lateinische Begriff für unser Gänseblümchen.
So muss es im Garten Eden gewesen sein: Adam und Eva haben nicht nur den Tieren Namen gegeben, sondern auch den Pflanzen – und wenn eine Blume einen liebevollen Namen trägt, dann ist sie mir besonders nahe.
Schlagwort: Schönheit
Bequemlichkeit schlägt Schönheit
Mein Freund Bukki sagt: „Früher habe ich mir morgens immer als erstes einen Kaffee aufgebrüht. In aller Ruhe, mit Wasserkocher und Porzellanfilter. Die ganze Küche hat nach Kaffee geduftet. Herrlich!
Jetzt haben wir einen Vollautomaten. Das ist viel bequemer und es geht schneller.“
Ja, so ist das.
Bequemlichkeit schlägt Schönheit.
Ich gehe so gern in meine Buchhandlung. Ich stöbere in den Neuerscheinungen – nehme die Bücher in die Hand, blättere drin – freue mich an ihrem Geruch. Ich plaudere mit der Buchhändlerin. Manchmal treffe ich einen Freund und wir gehen noch einen Kaffee trinken.
Aber dann wieder, wenn es schnell gehen muss – oder wenn ich keine Lust habe, loszugehen, dann bestelle ich im Netz.
Das ist ja so schön schnell und bequem:
Ein paar Klicks und das Buch liegt morgen im Briefkasten.
„Wie schmal ist der Weg, der zum Leben führt.“ (Mt 7,14) hat Jesus mal gesagt. Vielleicht ist damit ja auch gemeint:
Sicher, die breiten Wege sind schnell und bequem – aber oft auch langweilig und grau.
Die schmalen, verschlungenen Pfade sind mühsamer, aber auch schöner:
Jeder Schritt lohnt; hinter jeder Kehre wartet eine neue Welt.
Die schmalen Wege führen mitten ins Leben.
Himmelfahrt oder Der Himmel auf Erden
„Was steht ihr da und seht zum Himmel?“
Das fragen zwei Männer in weißen Gewändern die Jünger, als sie Jesus bei seiner geheimnisvollen „Himmelfahrt“ hinterherschauen.
Mich hat diese Frage immer geärgert: „Ja was? Soll ich nicht mehr in den blauen Himmel schauen und träumen? Soll ich mich mit dem grauen Alltag abfinden? Den Blick nach unten?“
Da halte ich es doch lieber mit dem Astronauten von Sido. Der schaut nicht nur nach oben, der fliegt: „Ich heb ab, nichts hält mich am Boden. Bin lange nicht geflogen. Wie ein Astronaut.“
Es gibt so viel Kraft, sich ab und zu in den Himmel zu träumen. Soll das verboten sein?
Ich glaube nicht. Ich denke die Männer in Weiß, diese beiden Engel, meinen etwas anderes:
Du schaust in den blauen Himmel. Siehst die Weite. Du spürst, das Leben ist größer und schöner als deine Gedanken es fassen können. Das tut gut.
Doch du kannst da nicht ewig stehen bleiben. Du musst weiter, zurück in den Alltag. Das ist nicht schlimm. Nimm die Kraft des Himmels mit. Suche Spuren der Unendlichkeit in deinem Leben. Such den Himmel auf Erden.
Du magst ihn in der Natur finden: Am Schloss Richmond blühen gerade gelbe Wildtulpen. Und endlich, endlich singt die Nachtigall wieder! Für mich zeigt sich im Frühling der Himmel auf Erden.Aber auch in der stillen Liebe, in der Fürsorge:
Eine junge Frau geht jeden Morgen an unserem Haus vorbei mit ihrem uralten Pferd spazieren. Reiten kann sie es schon lange nicht mehr.
Himmelfahrt. Aufschauen, das Leben preisen. Und das Leid aushalten.
Der, dem die Jünger hinterherschauen, war ein verletzlicher Mensch. Er hat alles erlebt: ein erfülltes, schönes Leben und unendliches Leid am Kreuz.
Alles ist aufgehoben in der Liebe des Himmels.
Das ist für mich Himmelfahrt.