Schlagwort: Sorgen

Vom Sorgen

„Wie der klettern kann Opa!“
Ich bin mit Ada, meiner Enkeltochter, im Zoo in Berlin. 
Gleich hinter dem Eingang steht ein riesiger Felsen. Dort leben die Steinböcke. Ada ist sehr beeindruckt, vor allem von einen großen Tier mit riesigen Hörnern:
Ihre Augen strahlen, sie ist wie gebannt, will gar nicht weiter. 
Nach ein paar Minuten werde ich ungeduldig: 
„Komm Ada! Wir müssen weiter, sonst schaffen wir es nicht! Es gibt noch so viele spannende Tiere zu sehen!“ 
Dann habe ich mich über mich selbst geärgert: „Du arbeitest den Zoobesuch ab wie eine To- do-Liste:
Du stehst vor den Eisbären, denkst ans Affenhaus – da müssen wir unbedingt auch noch hin! Bei den Affen musst du schnell weiter zu den Elefanten – und den Tiger nicht vergessen!“  – aber der hat sich versteckt…
So geht es mir oft: Ich bin nicht wirklich bei der Sache, denke nur darüber nach, was wohl als nächstes kommt..
In der Bibel steht: 
„Alles hat seine Zeit.“ Stimmt wohl. Gut, wenn du erkennst, was gerade dran ist – und es dankbar annehmen.
Wir hatten dann doch einen schönen Tag – am schönsten war es bei den Pinguinen. 
Ich hätte ihnen stundenlang zusehen können.

Wenn es regnet…

Unser Wanderwochenende!
Lange geplant, nun geht es los. Die Route steht, die Quartiere sind gebucht. Der erste Tag ist wunderbar. Die Sonne scheint, ich genieße jeden Meter. Doch über Nacht zieht es sich zu und als wir am nächsten Morgen los wollen, regnet es in Strömen. Ich gehe kurz vor die Tür und es wird schnell klar: Das wird heute nichts. Das Wasser läuft in Bächen den Berg runter, die Wege sind glitschig, es ist viel zu gefährlich. 

Diesen Tag können wir vergessen. 
Der Frust ist groß. Meine Laune zieht sich zu wie der Himmel über uns. Wir haben mit allem gerechnet, nur nicht mit schlechtem Wetter.
Aber es wird dann doch noch ein wunderbarer Tag. Wir sitzen zusammen, spielen „Mensch ärgere nicht“ und Doppelkopf, wir reden und lachen viel. 
Ein alter weiser Landwirt hat mir einen lustigen Spruch von Wilhelm Busch mit auf den Weg gegeben:
„Dauerhaftem schlechtem Wetter
musst du mit Geduld begegnen,
mach es wie die Schöppenstedter:
regnet es, so lass es regnen!“
Es stimmt. Ich rege mich viel zu oft über Dinge auf, die ich nicht ändern kann. 
Jesus sagt über das Sorgen: Sorge dich nicht um Morgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder und wir ziehen fröhlich weiter. 

Sorge dich nicht!

Ich stehe im Garten und schaue noch oben. 
Über mir übt eine Gruppe junger Schwalben fliegen. Ich habe sie die „Schwalben Gang“ getauft.
Jesus sagt: „Sorgt Euch nicht! Seht die Vögel unter dem Himmel. Sie säen nicht, sie ernten nicht und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ 
„Na ja,“ denke ich, „die Schwalbeneltern haben sich schon sehr um ihre Jungen gesorgt: Sie haben das Nest repariert, dann gebrütet und dann die Jungen gefüttert, von morgens bis abends.
Ob die überhaupt mal zur Ruhe kommen?“
Neulich habe ich dazu eine spannende Zahl gefunden. 
Es ging um die Frage: Wie viel Zeit ihres Lebens sind Vögel in Bewegung? 
Also wenn ich an meine Schwalben denke – bestimmt 90%, oder?
Falsch!
Vögel sind nur ein Drittel ihres Lebens mit Brüten, Füttern. Fliegen beschäftigt. Die meiste Zeit ruhen sie sich aus, baden, putzen ihr Gefieder… Und wir Menschen? 
Egal, ob im Beruf oder in der Freizeit: Wir sind ständig beschäftigt, haben immer was vor, müssen was schaffen.
Jesus sagt: „Sorgt euch nicht um morgen, es reicht, dass jeder Tag seine eigne Plage hat.“
Genau so leben die Schwalben: Sie tun immer das, was gerade dran ist: Nest bauen, brüten, die Jungen füttern. Dann ist gut. 
Wenn wir das könnten, dann hätten wir auch Zeit, einfach mal so. Wir wären frei, könnten fliegen, zumindest in Gedanken…