Wir kriegen jetzt schnelles Internet, Glasfaserkabel.
Zuerst habe ich gedacht: „Super! Da kannst du Zeit sparen!“
Wenn etwas schneller geht, finde ich das immer erst mal gut.
Aber ich werde jetzt den Tatort nicht in doppelter Geschwindigkeit sehen, bloß weil ich „schnelles Internet“ habe. Meine Emails kann ich auch nicht schneller schreiben, das braucht seine Zeit – und wenn sie eine Zehntelsekunde schneller ankommen, na ja…
„Immer schneller“ führt bei mir auch nicht dazu, dass ich mehr Zeit habe, ganz im Gegenteil: Ich werde immer ungeduldiger.
Der ICE braucht von Braunschweig nach Berlin nur noch 1 ½ Stunden. Phantastisch! Aber wehe, er kommt zehn Minuten zu spät…
Ich stehe im Baumarkt an der Kasse und vor mir hat einer unendlich viel Kleinkram – du meine Güte, wird der denn nie fertig?
Geschwindigkeit ist kein Wert an sich und ich kann auch keine Zeit „sparen.“
„Alles hat seine Zeit“ steht in der Bibel (Prediger 3) Da wird ganz viel aufgezählt: Pflanzen und ernten hat seine Zeit, abbrechen und bauen hat seine Zeit, weinen und lachen…
Und am Ende heißt es:
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit.
Er hat auch die Ewigkeit in dein Herz gelegt…
Und manchmal, ja manchmal kann ich sie spüren, die Ewigkeit:
Wenn ich die Zeit einfach Zeit sein lasse…
Schlagwort: Tempo
Bequemlichkeit schlägt Schönheit
Mein Freund Bukki sagt: „Früher habe ich mir morgens immer als erstes einen Kaffee aufgebrüht. In aller Ruhe, mit Wasserkocher und Porzellanfilter. Die ganze Küche hat nach Kaffee geduftet. Herrlich!
Jetzt haben wir einen Vollautomaten. Das ist viel bequemer und es geht schneller.“
Ja, so ist das.
Bequemlichkeit schlägt Schönheit.
Ich gehe so gern in meine Buchhandlung. Ich stöbere in den Neuerscheinungen – nehme die Bücher in die Hand, blättere drin – freue mich an ihrem Geruch. Ich plaudere mit der Buchhändlerin. Manchmal treffe ich einen Freund und wir gehen noch einen Kaffee trinken.
Aber dann wieder, wenn es schnell gehen muss – oder wenn ich keine Lust habe, loszugehen, dann bestelle ich im Netz.
Das ist ja so schön schnell und bequem:
Ein paar Klicks und das Buch liegt morgen im Briefkasten.
„Wie schmal ist der Weg, der zum Leben führt.“ (Mt 7,14) hat Jesus mal gesagt. Vielleicht ist damit ja auch gemeint:
Sicher, die breiten Wege sind schnell und bequem – aber oft auch langweilig und grau.
Die schmalen, verschlungenen Pfade sind mühsamer, aber auch schöner:
Jeder Schritt lohnt; hinter jeder Kehre wartet eine neue Welt.
Die schmalen Wege führen mitten ins Leben.