Schlagwort: Krankheit

Rücken…

Mir ist der Schmerz in den Rücken gefahren. Aus dem Nichts. Von einer Sekunde auf die andere. Ich kann kaum noch auftreten, mich nur noch mühsam fortbewegen, schlafe schlecht. Was für eine Qual! Doch dank meiner Physiotherapeutin, viel Wärme und ein paar Schmerztabletten ist es schnell wieder vorbei. Ich kann mich wieder ganz normal bewegen. Was für ein Segen!
Gut, ich war auch ein bisschen wehleidig.
Ganz anders Frau Schneider. Sie hat große Probleme mit ihren Knien, hat immer Schmerzen. Doch sie lässt sich dadurch nicht aufhalten. Frau Schneider kommt jeden Samstag zu mir in die Marktandacht. Sie geht am Rollator, aber aufrecht – und nach der Andacht noch über den Markt. Und wenn es noch so schwer ist, noch so langsam geht: Sie lässt sich nicht vom Leben abhalten.
Diese Frau ist für mich ein Vorbild: Sie verschweigt ihre Leiden nicht. Aber sie lässt sich auch nicht davon unterkriegen. 
Wenn ich Frau Schneider treffe, dann denke ich oft an einen uralten irischen Segen. Dort heißt es:  

„Mit all seinen Mühen und seiner Plackerei, das Leben ist immer noch schön. Versuche, glücklich zu sein.“ 

Das will ich versuchen, auch wenn es mal wieder zwickt. 

In schwerer Zeit

(geschrieben für die Hospiz Zeitschrift)

Erst war es nur so ein Geräusch in der Ferne, ein Gerücht. Ja, da ist irgendwas. Aber es ist weit weg. Wird schon nicht so schlimm sein. Dann kommt es näher, wird größer. Und plötzlich überrollt es dich mit aller Macht. Nichts ist mehr wie vorher. Von einem Tag auf den anderen wird dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. 
Du musst nicht arbeiten, hast viel Zeit. Das hast du dir immer gewünscht. Doch jetzt kannst du nichts mit der Zeit anfangen. Du musst nicht arbeiten? Du darfst nicht! Das frühe Aufstehen, der nörglige Kollege. Plötzlich fehlt es dir. 
Du siehst es nicht, du hörst es nicht hörst. Doch es hat die Macht übernommen. Es regiert dein Leben. Du bist wütend auf dich selbst, auf die anderen. Das kann doch nicht sein, dass mich das so gefangen nimmt! Dass ich an nichts anderes mehr denken kann! Du hast Angst. Was wird kommen? Wird es jemals wieder so wie vorher? 
Dabei geht es dir doch gut! Du hast doch alles: dein Zuhause, zu essen und zu trinken, die Sonne scheint…
Leben in Zeiten von Corona. 
So fühlt sich das für mich gerade an. 
Wenn diese Zeit irgendetwas Gutes hat, dann dies: Ich bekomme eine Ahnung, wie es Menschen geht, die plötzlich aus der Kurve geworfen werden, oft von einem Tag auf den anderen, weil sie selbst erkrankt sind oder ein geliebter Mensch. Ich bekomme eine Ahnung von ihrer Angst, ihrer Wut, ihrer Ohnmacht. 
Ich spüre auch, was in solchen Zeiten am meisten fehlt: die Familie, die Freunde – aber auch all die anderen, die uns mehr oder weniger zufällig über den Weg laufen. 
Wir können auf vieles verzichten, doch ohne Menschen können wir nicht sein. 
Wir leben in schwerer Zeit. 
Auch im Hospiz gibt es Einschränkungen, die uns allen wehtun. Wir können zurzeit nicht einfach so vorbeischauen. 
Nutzen wir unsere Phantasie. Sein wir kreativ, wir können so viel tun: Nachrichten schreiben, Fotos schicken, ein Geschenk abgeben… 
All die kleinen Zeichen sagen: 
„Ich bin bei Dir. Ich hab Dich lieb.“