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Neulich auf NDR 2, „Die Freeses.“ „Oma Rosi“ wird gefragt: „Wie schaffst Du das mit all den Weihnachtsfeiern in der Adventszeit? Bei mir ist es mal wieder viel zu viel!“
Ihre Antwort ist verblüffend: „Ganz ehrlich! Dann heul doch! Alle Leute sind nur noch am Jammern, was sie alles noch vor haben müssen bis Heiligabend. Es tut mir ja so leid, dass ihr so viele Freunde und Bekannte habt und nicht einsam und alleine die Vorweihnachtszeit genießen könnt. Der Satz „Ich brauch mal Zeit für mich alleine“ ist doch in den meisten Fällen nichts anderes als vor Netflix abhängen und Steuer vorsortieren. Gönnt euch doch mal was! Nehmt doch mal am Leben teil!“
Ich fühle mich ertappt.
So krass hätte ich das nicht ausgedrückt, aber ich weiß, was „Oma Rosi“ meint.
Ja, es fällt oft schwer, sein Leben so zu akzeptieren wie es ist. Ein bisschen Klagen gehört zum guten Ton, frei nach dem Motto „Lerne klagen ohne zu leiden.“
Klar, zu viel Gemeinschaft kann erschöpfend sein. Ich sehne mich auch manchmal nach einem ruhigen Moment bei guter Musik und Kerzenschein. Aber Vorsicht! Es ist gar nicht so einfach, „allein“ und „für sich“ zu sein. Ich weiß vorher nie, was mich in der Stille erwartet. Manchmal sind es Ängste, Sorgen, dunkle Ahnungen. Dann fliehe ich auch gern vor den Fernseher…
Beides will gelernt sein: mit Menschen zusammen sein, Freude und Kummer teilen – und allein sein, spüren, was mich gerade bewegt, ohne auszuweichen oder mich überwältigen zu lassen.
Darum bitte ich in der Advents- und Weihnachtszeit: um erfüllte Gemeinschaft mit meinen Lieben und um Zeiten der Stille. Und wenn es nicht so sein kann? Nun, dann bitte ich um den nötigen Gleichmut, mein Leben dankbar und ohne zu klagen so zu nehmen, wie es nun mal ist.