Die Karwoche und Ostern

Die Woche vor Ostern, die Karwoche und Ostern. In diesem Jahr wird besonders deutlich, wie nahe sie unserem Alltag sind. Vieles von dem, was das vergangene Jahr geprägt hat, begegnet uns in den biblischen Geschichten dieser Woche.

Gründonnerstag. Das Abendmahl

An den schönen und den schweren Tagen rücken wir normalerweise zusammen. Wir nehmen uns in den Arm, machen uns Mut.
Jesus weiß, was ihm droht. Und trotzdem feiert er mit seinen Freunden. Sie genießen das Essen, trinken Wein. Sie feiern das erste Abendmahl.
Es gibt nichts Schöneres, als mit Freunden und der Familie an einem festlich gedeckten Tisch zu sitzen. Das können wir in diesem Jahr nicht und das macht diese Krise so unendlich schwer. Es droht eine unsichtbare Gefahr, doch wir dürfen nicht zusammenrücken, müssen Abstand halten. Wir spüren schmerzlich: Wir brauchen die großen Feste! Wir brauchen Musik und Tanz, die festliche Tafel, den guten Wein! Wir haben genug zu Essen und zu Trinken. Aber das wichtigste fehlt: die Menschen. Wir brauchen einander in diesen dunklen Wochen und Monaten.

Karfreitag. Das Kreuz.

In jeder Kirche steht ein Kreuz. 
Es erinnert daran: Das Leid gehört zum Leben. Ich kann hadern, ich kann mich wehren, aber ich komme nicht daran vorbei. Ich muss da durch. Muss mein Kreuz tragen, muss ertragen, mich, mein Schicksal und die Sorgen um meine Lieben. Das Leben ist gefährdet. Immer. Es gibt kein Entrinnen. 
Der Karfreitag ist in unseren Kirchen ein stiller Tag. Die Glocken schweigen. Wir denken an das Leid des einen und der vielen. Wir beten für sie. Und wir beten dafür, dass wir menschlich bleiben, wenn Unglück uns trifft. Menschlich wie der Gottessohn. Karfreitag ist der Tag der abgrundtiefen Verlassenheit. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das sind die letzten Worte Jesu.

Ostern. Die Auferstehung.

Ostern. Das finstere Tal ist durchschritten, der Tod besiegt. Als erste erfahren es die Frauen am Grab.  Es verschlägt ihnen die Sprache. Er ist auferstanden! Die Jünger können es gar nicht glauben. Da zeigt er ihnen seine Hände. Sie erkennen ihn an seinen Wunden. 
An deinen Wunden wirst du erkannt. Versteck sie nicht. 
Das Leid dieser schweren Zeit wird uns verändern. Aber es wird uns nicht besiegen. So wie es ihn nicht besiegt hat. 
Möge es uns an Ostern so gehen wie den Menschen in Goethes Osterspaziergang: 

„Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.“

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