Schlagwort: Achtsamkeit

Ohne Smartphone?

Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden sind in den Sommerferien für drei Wochen in den Alpen gewesen. Was für ein Abenteuer! Allerdings hat es eine harte Regel gegeben: 
Keine Smartphones! Drei Wochen lang!
Wir haben das heftig diskutiert. Ich hab zu denen gehört, die meinen: „Das geht doch gar nicht! Das kann man heute nicht mehr machen! Das Smartphone ist ein Teil ihres Lebens.“
Doch dann bin ich überrascht worden: für die meisten Konfis ist das überhaupt kein Problem gewesen.
Vielleicht brauche ich das ja auch ab und zu: Smartphone freie Zeit, und wenn es nur für eine Stunde ist. 
Mir geht es ja wie den Konfis: Wenn mir langweilig ist, greife ich ganz schnell zum Smartphone -und verdaddele die Zeit.
Unsere Konfis haben das in den drei Wochen anders geregelt: 
Wenn ihnen langweilig gewesen ist, dann sind sie halt ins Nachbarzimmer gegangen und haben gefragt, was so geht – oder zum Basketballkorb und haben eine Runde mitgespielt. 
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. 
Das ist das höchste Gebot. 
Das kann man ja auch so verstehen: Mach etwas mit dem, der in deiner Nähe, der dir jetzt gerade am nächsten ist – und leg das Smartphone mal für eine Weile an die Seite. 

Beten heißt leben, nicht lesen

Nach einer Hochzeit in der Kirche kommt ein junger Mann, auf die Pastorin zu.
Er sagt: 
„Vielen Dank, die Trauung war sehr schön! Ich hätte noch eine Bitte: Ich würde so gerne lernen zu beten. Können Sie mir nicht ein Buch empfehlen?“
Die Pastorin lächelt: „Natürlich. Ich könnte Ihnen jede Menge Bücher empfehlen. Aber die würden Sie nur ablenken. Beten, das muss man leben, nicht lesen.“
Der junge Mann schaut ganz verblüfft.
„Waren Sie schon mal so richtig verliebt?“ fragt ihn die Pastorin. 
Er lächelt ganz verträumt: „Ich bin es gerade!“
„Und? Haben Sie erst ein Buch gelesen? Wie verliebe ich mich richtig oder so was in der Art?“ 
„Natürlich nicht!“ lacht der junge Mann.
„Aber beten, das ist mir so fremd. Was soll ich tun?“
„Ach, nichts Spezielles.“  antwortet die Pastorin. „Tun Sie, was sie tun mit ganzem Herzen.“
Doch der junge Mann ist noch nicht zufrieden: „Ich dachte ich brauche dazu eine besondere Haltung – Achtsamkeit, so in die Richtung.“
Die Pastorin nickt: „Stimmt schon. Wenn Sie richtig bei der Sache sind, können Sie immer und überall beten: beim Kochen, beim Email-Lesen, im Meeting. Schauen Sie sich um! Gott ist überall. 
Beten muss man nur üben.“ 

Kaffee kochen

Kaffee kochen
Wir brauchen eine neue Kaffeemaschine. Da mache ich mich doch erst mal im Netz schlau, wie man „richtig Kaffee kocht.“
Ich lese und staune: „Am besten kaufen Sie sich einen guten alten Porzellanfilter. Dann brauchen Sie noch eine Kaffeemühle, ein Thermometer und eine Waage. Jetzt kann es losgehen: Erwärmen Sie das Wasser auf 94 Grad. Inzwischen mahlen Sie den Kaffee und wiegen ihn ab. Dann feuchten Sie den Papierfilter leicht an, füllen das Kaffeemehl ein und geben erst mal einen Schluck heißes Wasser…“
Ja geht´s noch? Wann soll ich das denn machen? Ich brauche morgens eine Tasse Kaffee, und zwar ruck zuck. Am besten nur schnell auf einen Knopf drücken…
Für den wahren Genießer ist das Kaffeekochen keine lästige Arbeit, sondern Genuss. Und der fängt schon bei der Zubereitung an: der Zauber des Augenblicks.
Es ist schon komisch: wenn mir jemand verspricht, etwas geht einfacher und schneller, dann leuchten meine Augen. Schneller und einfacher ist immer besser. Hauptsache ich spare Zeit. Tempo um des Tempos willen.
Dabei weiß ich genau: Alles braucht seine Zeit.
Kaffee kochen als Übung in Achtsamkeit – das wäre doch was. Vielleicht sollte ich mir tatsächlich wieder so einen alten Porzellanfilter besorgen und wenigstens am Wochenende in aller Ruhe einen Kaffee kochen.
Ein bisschen Poesie im Alltag wär doch schön.