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Vögel füttern

Vögel füttern

Es gibt Menschen, die füttern die Vögel im Winter – und solche, die füttern das ganze Jahr. Zu denen gehöre ich. Noch vor dem Frühstück mache ich mich auf zur Futterstelle im Garten. Streue Fettfutter ins Vogelhaus. Hänge Meisenknödel in den Baum. Fülle die Spender für Erdnüsse und Sonnenblumen auf, wasche die Wasserschalen aus und gebe frisches Wasser rein. 
Und was geben die Vögel mir dafür?
Eigentlich nichts. 
Sie kommen vorbei wann sie wollen und gönnen mir für einen Moment ihren Anblick. Kohlmeisen und Amseln kommen allein oder höchstens zu zweit. Spatzen und Stare in großer Schar. Die Meisen sind sofort da, wenn es frisches Futter gibt. Sie lassen sich nicht von mir stören. Der Eichelhäher ist vorsichtig. Er sitzt im Baum und wartet. Er mag es gar nicht, wenn ich im Garten bin. Aber kaum bin ich weg, ist er da.
Manchmal kommt ein Sperber vorbei auf der Jagd nach Beute. Dann machen die Spatzen ein Riesengezeter und verschwinden in der Hecke. Der Sperber hinterher – aber er hat keine Chance. 
Mit den Vögeln an der Futterstelle ist es wie mit lieben Menschen: Sie müssen mir nichts geben. Es reicht, dass sie da sind, mich daran erinnern: Das Leben ist ein Wunder – ein Geschenk Gottes

Nur ein Talent

Andacht für NDR 1 Radio Niedersachsen

Er ist der Älteste von drei Geschwistern. Als er 13 Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Später wird er erzählen: „Bei der Beerdigung, auf dem Friedhof, spürte ich das erste Mal, dass ich die Hand meiner Mutter hielt und nicht mehr sie die meine.“

Von nun an ist das Geld in der Familie knapp. Neue Klamotten gibt es nur selten. Stattdessen geht es regelmäßig zur Kleiderkammer der Caritas. Dort entwickelt der Junge einen Kniff: Er sucht sich immer noch ein paar Accessoires aus: Ketten, Ringe, Schals, Westen oder Brillen. Und die kombiniert er dann mit den Second-Hand-Klamotten aus der Kleiderkammer. Seinen Mitschülern erzählt er: „Das ist der neueste Schick!“ – Ja klar.

Er liebt Musik, lernt Klavier und Querflöte. Doch es ist ihm sehr schnell klar: zum Musiker wird es nicht reichen. In der Schule läuft es eher quälend. Er hört am liebsten den ganzen Nachmittag Radio, schafft mit Müh und Not das Abitur.

Seine Mutter drängt auf ein Studium. Aus dem Jungen soll was Anständiges werden. Er sagt von sich selbst: „Ich habe eigentlich nur ein Talent. Ich kann Menschen unterhalten.“ Und das kann er gut. Schon in der Schule. Das ist ja alles schön und gut“ sagt seine Mutter. „Aber wie willst du davon leben?“.

Jesus erzählt dazu ein Gleichnis. Das handelt von drei Männer. Zwei von ihnen haben viele verschiendene Talente, der dritte nur ein einziges. Der Mann ist verunsichert, traut sich nichts zu und versteckt sein Talent. Es ist ihm viel zu klein. Das reicht doch niemals zum Leben! Jesus kritisiert das. Denn aus wenig kann ganz viel werden. Wie bei diesem jungen Mann mit dem einen Talent und den schrägen Klamotten. Heute ist er einer der bekanntesten Männer dieses Landes: Thomas Gottschalk.

Nein, es geht nicht um die Menge der Begabungen, die du mitbekommst. Denn selbst wenn du nur ein einziges Talent hast: Es ist ein Geschenk Gottes. Er glaubt an dich, nimmt dich bei der Hand auch wenn du es selbst nicht fassen kannst.