Andacht für NDR 1 Radio Niedersachsen
Er ist der Älteste von drei Geschwistern. Als er 13 Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Später wird er erzählen: Bei der Beerdigung, auf dem Friedhof, spürte ich das erste Mal, dass ich die Hand meiner Mutter hielt und nicht mehr sie die meine.
Von nun an ist das Geld in der Familie knapp. Neue Klamotten gibt es nur selten. Stattdessen geht es regelmäßig zur Kleiderkammer der Caritas. Dort entwickelt der Junge einen Kniff: Er sucht sich immer noch ein paar Accessoires aus: Ketten, Ringe, Schals, Westen oder Brillen. Und die kombiniert er dann mit den Second-Hand-Klamotten aus der Kleiderkammer. Seinen Mitschülern erzählt er: Das ist der neueste Schick! Ja klar.
Er liebt Musik, lernt Klavier und Querflöte. Doch es ist ihm sehr schnell klar: zum Musiker wird es nicht reichen. In der Schule läuft es eher quälend. Er hört am liebsten den ganzen Nachmittag Radio, schafft mit Müh und Not das Abitur.
Seine Mutter drängt auf ein Studium. Aus dem Jungen soll was Anständiges werden. Er sagt von sich selbst: Ich habe eigentlich nur ein Talent. Ich kann Menschen unterhalten. Und das kann er gut. Schon in der Schule. Das ist ja alles schön und gut sagt seine Mutter. Aber wie willst du davon leben?.
Jesus erzählt dazu ein Gleichnis. Das handelt von drei Männer. Zwei von ihnen haben viele verschiendene Talente, der dritte nur ein einziges. Der Mann ist verunsichert, traut sich nichts zu und versteckt sein Talent. Es ist ihm viel zu klein. Das reicht doch niemals zum Leben! Jesus kritisiert das. Denn aus wenig kann ganz viel werden. Wie bei diesem jungen Mann mit dem einen Talent und den schrägen Klamotten. Heute ist er einer der bekanntesten Männer dieses Landes: Thomas Gottschalk.
Nein, es geht nicht um die Menge der Begabungen, die du mitbekommst. Denn selbst wenn du nur ein einziges Talent hast: Es ist ein Geschenk Gottes. Er glaubt an dich, nimmt dich bei der Hand auch wenn du es selbst nicht fassen kannst.