Schlagwort: Gutes Leben

Gesegnet

Woran kann ich eigentlich spüren, ob mein Leben gerade gut ist, ob es gelingt?
Einer meiner Lieblingssätze aus der Bibel steht ganz am Anfang, im ersten Buch Mose. Dort heißt es:
„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Dieser Satz wird zu Abraham gesagt, dem Urahnen unseres Glaubens. Der hat seine besten Jahre hinter sich. Doch sein Leben ist ihm zu eng geworden. Er bricht noch einmal auf. Gemeinsam mit seiner Frau Sarah zieht er in die Fremde. Sie haben keinen wirklichen Plan, aber diesen Satz im Herzen: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Die beiden gehen durch viele Krisen, machen viele Fehler, ihre Ehe droht zu zerbrechen. Aber sie sind immer auch für andere da: Sie kämpfen für Lot, ihren Neffen, sie sorgen sich um Isaak, ihren Sohn.
Ob du gesegnet bist, ob dein Leben gelingt, das spürst du nicht daran, ob du erfolgreich bist oder viel Geld hast. Der wahre Reichtum ist das, was du für andere tust.
Egal, wie alt du bist: Sei ein Segen für die Menschen, die dir begegnen. 
Sei für sie da. 
Bleib offen für das, was dir geschenkt und was dir zugemutet wird. 
Lebe die Freiheit – für dich und für die Menschen, die dir anvertraut sind. 

Rolltreppen

Der Soziologe Hartmut Rosa sagt: Das Leben in unserer Zeit ist wie eine Rolltreppe. Aber: Du musst in der falschen Richtung hochlaufen. Die Rolltreppe wird immer schneller und du musst auch immer schneller werden, wenn du wenigstens deine Position halten willst. Wenn du langsamer wirst, fällst du zurück.
Es stimmt: Wer in unserer Gesellschaft nicht schnell genug ist, fällt zurück.
Aber es gibt auch das Andere.
Das Bild dafür ist für mich die Rolltreppe in der Elbphilharmonie. Sie führt in 2 ½ Minuten nach oben. Sie ist so lang, dass du das Ziel nicht sehen kannst. Es geht voran, ohne dass du etwas tun musst. Du stehst da und fährst.
Dann hast du dein Ziel erreicht! Du bist auf der Plaza! Es erwartet dich ein phantastischer Blick auf Hamburg, auf die Stadt und auf den Hafen.
Diese Rolltreppe ist ein Versprechen. Du musst nichts tun, aber du kommst an, wirst in den Himmel der Musik erhoben.
Das ist eine Vision vom guten Leben:  Du hast Zeit, Ruhe und dann einen wunderbaren Ausblick.
Klar, „das Leben“ ist nicht immer so – aber ab und zu schon. Und es sind genau diese Momente, die uns klarmachen, worum es wirklich geht: nicht höher, schneller weiter – sondern da sein, spüren, das Leben geht voran, einfach so –  und irgendwann kommst du an.