Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden sind in den Sommerferien für drei Wochen in den Alpen gewesen. Was für ein Abenteuer! Allerdings hat es eine harte Regel gegeben:
Keine Smartphones! Drei Wochen lang!
Wir haben das heftig diskutiert. Ich hab zu denen gehört, die meinen: „Das geht doch gar nicht! Das kann man heute nicht mehr machen! Das Smartphone ist ein Teil ihres Lebens.“
Doch dann bin ich überrascht worden: für die meisten Konfis ist das überhaupt kein Problem gewesen.
Vielleicht brauche ich das ja auch ab und zu: Smartphone freie Zeit, und wenn es nur für eine Stunde ist.
Mir geht es ja wie den Konfis: Wenn mir langweilig ist, greife ich ganz schnell zum Smartphone -und verdaddele die Zeit.
Unsere Konfis haben das in den drei Wochen anders geregelt:
Wenn ihnen langweilig gewesen ist, dann sind sie halt ins Nachbarzimmer gegangen und haben gefragt, was so geht – oder zum Basketballkorb und haben eine Runde mitgespielt.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Das ist das höchste Gebot.
Das kann man ja auch so verstehen: Mach etwas mit dem, der in deiner Nähe, der dir jetzt gerade am nächsten ist – und leg das Smartphone mal für eine Weile an die Seite.
Schlagwort: Konfirmanden
Auswendig lernen und der 121. Psalm
Radioandacht für NDR 1 Niedersachsen Freitag, 14.02.14
Meine Konfirmandinnen und Konfirmanden haben inzwischen fast alle ein Smartphone. Sie lieben diese Dinger und können sich ein Leben ohne kaum noch vorstellen. Und ja, die neuen Medien haben auch den Konfirmandenunterricht verändert. Früher habe ich mit meinen Konfis immer ein Bibelquiz gespielt. Das ging so:
Jeder hatte seine Bibel in der Hand und ich stellte ihnen eine Aufgabe, zum Beispiel: Mit welchen Worten beginnt der 121. Psalm?
Die Konfis begannen zu blättern und wer den Psalm als erstes gefunden hatte, hatte gewonnen. Das konnte schon mal ein paar Minuten dauern. Dann rief die erste: Hier! Ich habe es!
Psalm 121: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Heute ist das anders. Wenn ich ihnen erlaube, ihr Smartphone zu benutzen, brauchen sie höchstens zehn Sekunden. Sie tippen auf ihre Handys und schon haben sie den ganzen Text vor Augen. Sie können mir auch sofort sagen, wann Martin Luther geboren wurde oder wo in der Bibel die Bergpredigt steht. Faszinierend! Alles Wissen ist in Sekunden verfügbar. Also wenn ich damals in der Schule so ein Ding gehabt hätte…
Die Last des ewigen Blätterns und Suchens haben meine Konfirmanden nicht mehr. Es bleibt mehr Zeit, sich in einen Text vertiefen, ihn für das eigene Leben fruchtbar machen.
Und genau das versuchen wir mit unseren Konfirmanden.
Dafür ein Beispiel: Auf der Freizeit im Harz beten wir mit den Konfirmanden jeden Morgen den 121. Psalm. Ich spreche vor, die Konfirmanden sprechen nach. Am ersten Tag nur die ersten beiden Zeilen:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Wir sind einen Moment still.
Können nachdenken: Woher kommt mir Hilfe?
Am nächsten Morgen kommt die nächste Zeile dazu:
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
So kommt jeden Tag ein Vers dazu und am Ende der Woche haben unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden den ganzen Psalm auswendig gelernt, im Herzen bewegt.
Sie können etwas mitnehmen von der Glaubensgewissheit dieses Psalms, von dem Segen, der trägt: Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Und wenn sie einige Formulierungen vergessen? Das ist nicht schlimm. Sie können ja nachlesen. Denn sie haben den uralten Psalm in weniger als zehn Sekunden wieder auf dem Display. Vielleicht gibt es ja doch den Segen der Technik.
10 Smartphone Gebote
Andacht für NDR 1 Niedersachsen.
Dienstag, 11.02.14 gegen 9.20 Uhr
Was wirst du dir von deinem Konfirmationsgeld kaufen?, frage ich Lukas. Ein Lächeln geht über sein Gesicht: Ganz klar! Ein Smartphone!
Lukas ist einer der wenigen in unserer Konfirmandengruppe, die noch keins haben. Und er freut sich sehr drauf. Ist doch toll, wenn man mit seinen Freunden immer Kontakt haben kann, sagt er. Sie verabreden sich fast nur noch über WhatsApp und ich bin dann außen vor. Und es gibt so viele tolle Möglichkeiten: Fotos, Videos, Musik. Alles kannst du verschicken!
Ja, meine Konfis lieben ihre Smartphones. Sie können kaum noch ohne. Aber sie sind nicht naiv im Umgang mit der neuen Technik.
Wir haben im Konfirmandenunterricht lange über ihre Erfahrungen mit dem Internet gesprochen, auch über die schlechten. Sie haben erzählt vom Mobbing im Netz und wie schwer man sich dagegen wehren kann; vom Ärger mit den Eltern, wenn sie nur noch vor dem Gerät hocken und nichts mehr mitkriegen. Einige dürfen ihr Smartphone nicht mit in die Schule nehmen. Das finden sie zwar lästig, aber sie sehen es auch ein irgendwie.
Wir haben viel geredet, und dann haben meine Konfirmandinnen und Konfirmanden ihre10 Gebote zum Umgang mit Smartphones formuliert.
Hier sind sie:
Du sollst nicht mobben.
Gib nicht zu viel von dir preis.
Du sollst nicht stalken.
Du sollst keine fremden Seiten manipulieren.
Unterscheide öffentliches und privates.
Lass auf Feiern und in Gruppen dein Smartphone aus.
Kenne deine Grenzen
Hab Respekt vor den anderen.
Sei verständnisvoll.
Sei nicht feige, sondern mutig und ehrlich.
Sei nicht feige, sondern mutig und ehrlich. Das ist für mich das schönste ihrer Gebote. Und ich wünsche ihnen, dass sie das immer beherzigen. Nicht nur im Internet, auch sonst im Leben.