Wort zum Sonntag für die Braunschweiger Zeitung.
Irgendwas mit großem L
Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Das fragt die 16jährige Hazel Grace ihren 18jährigen Freund Augustus in dem Roman
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Augustus ist ein kühler Kopf und er überrascht sie mit seiner Antwort: Ja, absolut. Nicht an einen Himmel, wo wir auf Einhörnern herumreiten, Harfe spielen und in einem Schloss aus Wolken leben. Aber trotzdem: ja. Ich glaube an Irgendwas mit großem I. Habe immer daran geglaubt.
Irgendwas mit großem I. Das klingt wie eine Stimme aus dem dem Nebel. Du kannst sie nicht fassen und doch: Sie ist da.
Einhörner, Harfen, Schlösser aus Wolken. Damit kann ich auch nichts anfangen. Aber Irgendwas mit großem I reicht mir auch nicht. Ich brauche Bilder, moderne Bilder:
Hazel Grace hat nächtelang mit ihrem Liebsten telefoniert. Sie sagt: Wir waren dann in einem geheimen überirdischen dritten Raum. Ein Ort, der weder bei ihm noch bei mir war. Ein unsichtbarer Ort.
Diese junge Frau würde das so nie sagen, doch sie glaubt an irgendwas mit großem L.
Sie glaubt an die Liebe.
Die Liebe, die so weh tut, wenn ein Mensch uns für immer verlässt – die uns aber auch in Räume entführt, von denen wir vorher nicht mal ahnen, dass es sie geben könnte.
Der Himmel ist ein Sehnsuchtsort. Ein Ort der Schönheit. Mitten unter uns.
Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Ja, absolut. Ich glaube an irgendwas mit großem L.
Friedhelm Meiners, Pastor an St. Martini