Casting des Lebens
Im Film Lalaland läuft die junge Schauspielerin Mia von einem Casting zum anderen. Sie ist immer top vorbereitet. Das eine Mal spielt sie eine ergreifend tragische Szene. Sie fängt sogar an zu weinen – in dem Moment klopft es an der Tür. Die Jury hat Kaffee bestellt. Mia ist raus. Beim nächsten Mal wird sie nach zehn Sekunden unterbrochen: „Danke, es reicht.“ Mia lächelt unsicher, packt ihre Sachen und bedankt sich auch noch. Vorbei.
Mia ist so eine tolle junge Frau, hängt sich voll rein, doch das interessiert keinen. Zuletzt ist sie nur noch ausgelaugt, fühlt sich wie eine Null. Es reicht eben nicht zur Schauspielerin. Doch sie weiß nicht, warum. Ihre Richter bleiben stumm.
Im Casting des Lebens bin auch ich oft so ein stummer Richter: gefühllos, desinteressiert. Ich komme aus der Bäckerei und kann schon nicht mehr sagen, wie die Verkäuferin ausgesehen hat. Jemand erzählt mir von seinen Problemen und ich werde nervös: „Mach hinne, ich muss weiter,“ bin gedanklich schon wieder ganz woanders.
Leben geht anders. Leben heißt: Ich bin jetzt hier, ich bin für dich da, jetzt in diesem Moment.
Mia findet dann doch noch ihre Rolle, weil sie jemanden an ihrer Seite hat, der an sie glaubt, der für sie da ist, im richtigen Moment.