Meine Enkeltochter Ada ist drei Jahre alt. Sie liebt „Bibi und Tina.“ Das ist eine Zeichentrickserie über zwei Mädchen, die viele Abenteuer erleben. Eine von beiden, Bibi, kann „zaubern.“
Ada sitzt also vor dem Fernseher, schaut Bibi und Tina und ruft: „Opa! Limo!“ Ich frage sie: „Ada, wie heißt das Zauberwort?“ Sie strahlt mich an: „Auf die Plätze – fertig – los!“ Ich muss lachen. Ada hat gewonnen. Die Limo kommt sofort.
Ich erzähle die Geschichte einem Freund, seine Tochter Mia ist im selben Alter.
Er lacht und nickt: „Das kenne ich. Mia hatte neulich im Kindergarten Zoff mit ihrer besten Freundin. Abends hat sie dann gebetet:
„Lieber Gott, ich habe mich heute mit Marie gestritten.
Bitte, bitte mach, dass Morgen alles wieder gut ist!
Hex! Hex!“
Ja, Kinder beten ganz unbekümmert. Sie wollen, dass ihre Probleme gelöst werden, ganz schnell und sofort. Kinder sagen dann schon mal „Hex! Hex!“ statt „Amen.“ Ich würde mich das nicht trauen. Aber wenn ich verzweifelt bin, wenn ich keinen Ausweg mehr weiß, dann fühle ich mich ganz genauso. Dann will ich auch, dass mein Gebet Zauberkraft hat: „Lass alles wieder gut werden! Ganz schnell und einfach so!“
Doch leider funktioniert das nicht. Ein Gebet ist keine Zauberformel.
Bei „Bibi und Tina“ klappt das übrigens auch nicht. Wenn Bibi ruft „Hex! Hex!“ dann wird nicht alles sofort wieder gut. Aber: Die beiden Mädchen haben wieder Mut, sie trauen sich was. Und wirklich: Ihre Pferde schaffen den Sprung über den Graben! Doch springen müssen sie schon selbst.
Wer betet lässt los und vertraut auf die Kraft, die uns hilft, im Leben zu bestehen.
Ob Bibi gar nicht zaubert, sondern betet? Wer weiß…