Himmelfahrt und Pfingsten

Zuerst kommt Himmelfahrt, dann Pfingsten. Dazwischen liegen nur zehn Tage.
Das ist kein Zufall.
Diese beiden Feste gehören eng zusammen. Menschen staunen – und verstehen sich. Das eine geht nicht ohne das andere.
An Himmelfahrt stehen die Jünger still da. Ihre Augen sind in den Himmel gerichtet. Sie staunen und sie begreifen: Es gibt noch eine andere Welt, eine andere Kraft – jenseits und mitten in unserem Leben. Sie stehen eine ganze Weile so. Sie staunen über etwas, das sie nicht für möglich gehalten hätten zwischen Himmel und Erde. 
Im Kleinen kenne ich das auch: Ich sitze im Garten, höre die Amsel singen. Ich rieche den Duft der Rosen, spüre den Wind auf meiner Haut. Die Sonne bricht durch die Wolken. Der Himmel geht auf. 
In solchen Momenten ahne ich, was die Jünger Jesu an Himmelfahrt erlebt haben. 
Eine Wolke nimmt das Leben auf, trägt es über sich selbst hinaus. Alles wird leicht. Alles wird eins. 
Ich glaube, ohne diese magischen Momente, ohne diese Himmelfahrt ist Pfingsten nicht möglich.
Wenn ich staune, dann spüre ich die Kraft, die alles zusammenhält, den Geist, der alles durchweht. Ich bin ein Teil der großen Schöpfung – und die anderen sind es auch. 
Die Jünger können diesen Moment nicht festhalten. Sie müssen zurück in den Alltag, zurück zu den Menschen. Das kenne ich gut. Der Moment ist vorbei. Aber es hat sich etwas verändert. Wir reden miteinander, doch die Wörter sind nicht wichtig. Wir wissen, was wirklich zählt. 

Ein wenig stelle ich mir das so vor wie in einem Lied von Namika: Eine junge Frau reist nach Paris. Sie kann kein Wort Französisch. Ein junger Franzosen läuft ihr über den Weg. Er spricht sie an. Sie denkt: „Ich verstehe kein Wort, doch bitte sprich weiter.“

Die Liebe ist größer als alles, was uns trennt.

Frohe Pfingsten!

Friedhelm Meiners, Pastor an St. Martini

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