Schlagwort: Taufe
Was trägt
Treffen im Meer zwei junge Fische einen alten. Sagte der alte Fisch: „Na Jungs, wie ist das Wasser heute?“
Die beiden jungen Fische schwimmen wortlos weiter. Nach einer Weile fragt der eine den anderen: „Was zum Teufel ist Wasser?“
So geht das. Du lebst vor dich hin und weißt gar nicht, was dich trägt. Alles ist so selbstverständlich. Aber was hätten die beiden jungen Fische davon, wenn sie wüssten, was Wasser ist? Na ja, sie würden sich nicht mehr wundern, dass es im Leben mal kalt und mal warm ist, denn Wasser hat nun mal nicht immer die gleiche Temperatur. Es wäre ihnen auch klar, dass sie manchmal von einer großen Welle getragen werden. Alles ist leicht, geht wie von selbst. Dann wieder müssen sie gegen mächtige Strömungen ankämpfen, müssen aufpassen, dass sie nicht mitgerissen werden. Aber das Wasser trägt sie immer. Darauf können sie sich verlassen.
Wer die Kräfte kennt, die sein Leben bestimmen, kann besser mit ihnen umgehen und weiß auch, dass er nicht alles selbst bestimmt.
Ich bin mit Wasser getauft. Manchmal lasse ich mich treiben wie im Meer an einem blauen Sommertag. Dann wieder wirbelt es mich durcheinander und ich muss aufpassen, dass ich nicht untergehe. Doch die Kraft, die mich trägt, ist immer da – es tut gut, das zu wissen.
Ich bin getauft
Ich bin getauft
Meine Eltern haben mich taufen lassen, als ich ein Baby war. Hat das heute noch eine Bedeutung für mich?
Der Schriftsteller David Foster Wallace schildert in „Für immer ganz oben“, wie ein 13jähriger Junge das erste Mal vom 10 m Turm springt.
Er steht im Freibad in der Schlange am Sprungturm: „Von einem bestimmten Punkt an sind in der Schlange mehr Menschen hinter dir als vor dir.“
Schließlich steht er auf der Leiter: „Auf der Leiter wiegst du wirklich etwas. Die Erde will dich wieder.“
Es geht langsam nach oben. Es ist windig hier. „Wenn du erst mal auf der Leiter stehst, gibt es kein zurück mehr.“ Er steht ganz oben. Vor ihm noch eine ältere Frau, dann ist er dran. Er sieht sie abspringen. Sie verschwindet aus seinem Blickfeld.
Er horcht. Viel zu lange hört er nichts. Dann klatscht sie ins Wasser.
Ein Geräusch, ein paar Spritzer, Wellen, Luftblasen, die aufsteigen, dann ist das Wasser wieder ruhig. Als sei nichts gewesen.
„Hey! Junge! Was ist los? Ich will hier nicht ewig warten!“ Die Stimme hinter ihm. Jetzt ist er dran.
Klar, der Sprung ist schwer. Lass dich fallen. Vertrau darauf, dass die Liebe dich umfängt wie das Wasser der Taufe. Lebe. Und stirb. Lass deine Ängste sterben. Auch die vor dem großen Tod. Egal, ob sie dich schubsen oder ob du springst, es wird dich umfangen, aufnehmen. Wichtig ist nur: das Wasser, das Leben, macht dir keine Angst mehr. Im Wasser bist du fast nackt. Nichts unterscheidet dich von den anderen und doch bist du einzigartig.
Du bist getauft.
(Wort zum Sonntag für die Braunschweiger Zeitung)
Weißer Sonntag
Liebe Konfirmandinnen!
Wir haben Euch drei in der Osternacht in der St. Martini Kirche getauft.
Dann habt Ihr mit Euren Taufkerzen das Licht in die dunkle Kirche getragen.
Was für ein bewegender Moment für uns alle!
Ihr hattet euch schick gemacht, in schwarzen und weißen Kleidern. Und ich habe Euch vom Weißen Sonntag erzählt:
Schon in den ersten Gemeinden haben die Christen sich gern in der Osternacht taufen lassen. Bis zum Sonntag nach Ostern, dem weißen Sonntag, durften die Täuflinge dann ein weißes Gewand tragen. Sie haben damit aller Welt gezeigt: Mit der Taufe beginnt etwas Neues, Helles in meinem Leben. Ich bin wie neu geboren. Und so heißt auch der Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti – Werdet wie die neugeborenen Kinder.
Ihr werdet gerade erwachsen. Auch wenn ihr das im Moment vielleicht gar nicht so gerne hört, aber zum erwachsen werden gehört auch das:
Kind bleiben.
Staunen können.
Jeden Tag das Wunder des Lebens mit neuen Augen sehen – wie den Tau auf der Wiese am frühen Morgen.
Mit dem Wasser der Taufe bringen wir Christen zum Ausdruck:
Du bist geliebt. Du bekommst jeden Tag einen neuen Anfang geschenkt, wirst neu geboren. Diese geheimnisvolle Kraft, die wir die Liebe Gottes nennen, wird dich dein Leben lang begleiten.
Ich wünsche Euch, dass ihr das nie vergesst:
Ihr seid getauft! Bringt Licht in die Welt! Und dieses Licht begleite euch am Tag und in der Dunkelheit.
Euer Pastor Friedhelm Meiners