Wort zum Sonntag für die Braunschweiger Zeitung.
Samstagmorgen.
Ich stehe beim Bäcker in der Schlange. Draußen regnet es wie aus Kübeln.
Na Herr Pastor, sagt die Frau neben mir, das ist jetzt ja wohl das Wetter für das ganze Wochenende. Ihre Stimme klingt ein wenig vorwurfsvoll, als wollte sie sagen: Als Pastor können Sie doch wohl wenigstens für gutes Wetter sorgen, oder?
Wir wissen es ja alle: So funktioniert das nicht. Aber manchmal würden wir schon ganz gern unsere Bestellung aufgeben:
Das Picknick ist vorbereitet, das Fahrrad aufgepumpt jetzt musst Du nur noch für gutes Wetter sorgen. Ist ja nicht zu viel verlangt, oder?
Das Gebet hat eine große Kraft, doch es ist keine Wunscherfüllungsmaschine.
Beten ist eher eine Haltung:
Dein Wille geschehe…
Dieser Wille ist zu groß für mein Begreifen. Ich verstehe Dich oft nicht. Ich weiß nicht, was Du heute mit mir, mit Deiner Welt vorhast.
Aber Dein Wille geschieht. Auch ohne dass ich etwas tue
*
Ich habe im Garten ein Stück Rasen umgebrochen, für die neue Saat vorbereitet.
Nun liegt die Erde dort, im satten Braun und krümelig und wartet.
Sie wartet auf Regen und Sonne. Die Erde nimmt, was kommt: den Grassamen, den wir aussäen – aber auch den Löwenzahn, vom Wind herbei gepustet.
Sie wartet auch auf das, was in ihr ruht: kleine Pflanzen, die ich nicht rausgesammelt habe; Samen, so klein, dass mein Auge sie nicht wahrnimmt. Das alles wird wachsen. Einfach so.
In einem alten irischen Segen heißt es:
Ob du es merkst oder nicht,
ohne Zweifel entfaltet die Schöpfung sich so,
wie sie es soll.
Friedhelm Meiners, Pastor an St. Martini