Lieder

Martin Luther hat gesagt: „Musik muss in der Schule Pflichtfach werden!“
Ist das wirklich so?  Kann man mit Liedern jemandem etwas beibringen? Wenn das damals mein Mathelehrer gehört hätte – er hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. „Musik ist etwas zur Entspannung, für die Freizeit“ hätte er gesagt. „Mit Musik kannst du Kraft tanken für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Aber Menschen mit Liedern etwas lehren? So ein Unsinn!“
Und so ist es bis heute: Musik ist in der Schule ein Nebenfach. Wenn es ausfällt, ist das nicht so schlimm. Dabei ist es doch sonnenklar!  Es springt ins Auge! Wir lernen durch Lieder! Ich bin grade Großvater geworden. Ich sehe meinen Sohn mit Ada, meiner Enkeltochter durch die Wohnung laufen. Er wiegt sie im Arm und singt: „Weißt du wieviel Sternlein stehen.“ Alles ist gut. Sie ruht in seinen Armen. Bis er stehen bleibt. Und aufhört zu singen. Dann schreit sie wieder aus Leibeskräften. Er singt weiter: „Kennt auch dich und hat dich lieb.“ Und meine Enkelin schläft selig wieder ein.
Mit diesem alten Abendlied lehrt mein Sohn seine Tochter das Allerwichtigste, bevor sie überhaupt sprechen kann: „Es gut ist auf dieser Welt. Wir freuen uns so, dass du da bist!“
Er lehrt sie die Melodie des Lebens. Und sie will sie hören und sie will sie spüren: „Wiege mich in diese Welt. Wiege mich in den unsichtbaren Armen der Musik.“ Musik führt dich zurück in die Liebe Gottes. Erinnert dich daran: Alles ist gut. Du bist geborgen. Die Musik, das Lied, ist größer als dein Geschrei.
Ja, Martin Luther hat Recht! Der erste und wichtigste Lehrer der Liebe ist die Musik. Und nichts, wirklich nichts hält so lange wie die Musik unserer Kindheit. Wenn wir alt werden, mögen wir vieles vergessen – aber niemals die Lieder unserer Kindheit. Lehrt einander in aller Weisheit – mit Liedern. Ja, fangen wir damit an, wenn unsere Kinder klein sind – und hören wir nie damit auf.
(Andacht für „Himmel und Erde“ NDR 1)

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