Ich habe oft das Gefühl: Es muss vorangehen. Mein Leben soll anders werden, besser. Irgendwas fehlt immer.
Einer Freundin ist es genauso gegangen. Sie wollte vor allem ruhiger und ausgeglichener werden.
Sie ist dann nach Taize gereist, in dieses wunderbare Kloster in Burgund. Dort hat man viel Zeit für sich: Zeit zum Meditieren, Zeit zum Beten, Zeit für Stille. Aber man ist auch mit vielen Menschen zusammen. Man feiert dreimal am Tag Gottesdienst mit wunderbaren Gesängen, man redet über die Probleme der Welt.
Die Freundin hat die Zeit genossen – sie ist ein ganzes Jahr geblieben.
Als sie zurückkommen ist, habe ich sie gefragt:
„Was hast du aus Taize mitgebracht?“
Sie überlegt einen Moment.
„Eigentlich.. nichts“ sagt sie.
„Ich hatte ja schon alles, als ich hingegangen bin.“
„Was?“ frage ich „Dann war das ganze Jahr umsonst?“
Sie schüttelt den Kopf: „Nein! Auf keinen Fall!“
„Es fehlt mir an nichts! Das habe ich in Taize gelernt.“
Ich muss lachen:
Sie hat Recht: Mir fehlt es auch an nichts. Ich habe alles.
Es ist nur die Frage, was ich draus mache.