Andacht für NDR Radio Niedersachsen
Sie liegen in meiner Buchhandlung direkt neben der Kasse: Taschenbücher mit fröhlichen, bunten Einbänden: Sonnenblumen, Schäfchenwolken, das weite Meer oder eine mächtige Eiche. Lauter Ratgeber für ein glückliches Leben. Manchmal kann ich nicht widerstehen und greife zu. Aber das meiste ist nicht so toll. Es geht oft darum, das Schöne zu genießen und die lästigen Pflichten klein zu halten. Doch jetzt habe ich endlich mal einen Ansatz gefunden, der mich überzeugt.
Der Verhaltensforscher Paul Dolan sagt: Das Glück hat zwei Flügel: etwas Sinnvolles tun und Freude haben. Um glücklich zu sein, brauchst du beides. Aufgaben, die dich erfüllen und Dinge, die du einfach nur so tust, aus Spaß an der Freude. Nur Spaß haben macht das Leben hohl. Nur arbeiten auch.
Früher. Da haben wir Jugendlichen bei uns im Dorf beim Stroheinfahren geholfen. Jeden Tag bei einem anderen Bauern. Das war harte Arbeit. Aber am Abend wurde gefeiert. Wieder hatte eine Familie die Ernte unter Dach und Fach. Es war eine glückliche Zeit.
Wir sind glücklich, wenn wir eine sinnvolle Arbeit haben, etwas Gutes tun können. Und wir sind glücklich, wenn wir feiern, schöne Musik hören, uns an der Natur freuen. Das ist auch das Fundament meines Glaubens: Sorgt euch nicht – und sorgt euch sehr. Jesus betont beides. Seht die Schwalben am Himmel, sagt er, sie säen nicht, sie ernten nicht – und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Und auf der anderen Seite fordert Jesus dazu auf, sich zu engagieren, Sinnvolles zu tun. Zum Beispiel in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Da wird einer überfallen, liegt halb tot im Straßengaben. Aber ein Handlungsreisender lässt alles stehen und liegen und hilft ihm.
Das ist es, was mich bei den meisten Ratgebern stört: Sie versprechen ein süßes, sorgloses Leben. Mir fehlt die Würze der Pflichten.
Ich glaube: Wer glücklich sein will, braucht eine Mischung aus sorglos und sinnvoll, aus Arbeit und Freude.