Wenn es einen Gott gibt…

„Es gibt keinen Gott!“ sagt er wütend. „Der hätte den Menschen nie geschaffen! Der Mensch ist der reinste Pfusch! Macht alles kaputt!“
Ich muss lachen.
„Warum lachst du?“ fragt er, noch wütender.
Ich zeige hinter ihn: da kommt die kleine Anna um die Ecke gewackelt. Anna ist gut eineinhalb Jahre alt. Jetzt läuft sie fröhlich juchzend auf ihren Opa zu. Der strahlt über das ganze Gesicht und breitet die Arme aus.
„Pfusch?“ frage ich.
„Nein! Anna ist perfekt! Ein Wunder! Aber das meine ich auch nicht…“
Ich weiß, was er meint.
Er redet, wie wir alle gern reden. Er redet von „dem Menschen.“ Und „der Mensch“ ist von übel, der macht alles kaputt.
Doch „den Menschen“ gibt es nicht.
Es gibt nur viele liebenswerte Menschen, wie die kleine Anna und ihren Opa.
Und Gott, der Schöpfer?
Ich glaube nicht an einen Alleskönner Gott, an einen der an sieben Tagen die perfekte Welt geschaffen hat und fertig.
Nein, perfekt ist diese Welt wahrlich nicht. Aber wunderschön.
Louis Armstrong hat diese Schönheit besungen.
Auf Deutsch klingt das so:
Ich sehe Bäume so grün,
rote Rosen blühn,
sie öffnen sich
für dich und für mich.
Und ich denk bei mir selbst:
Gott, wie schön ist die Welt.

Ich sehe den Himmel tiefblau
und Wolken schneeweiß
ein ganz neuer Tag,
die Nacht ist vorbei
und ich denk bei mir selbst:
Gott wie schön ist die Welt.

Die Farben des Regenbogens
stehen am Himmel, wunderschön,
und leuchten in den Gesichtern der Menschen,
die vorübergehen.
Freunde schütteln die Hand,sagen: „Wie geht es dir?“
doch eigentlich ist gemeint:
„Ich mag dich so sehr.“
Und ich denk bei mir selbst:
Gott wie schön ist die Welt.

Ich höre Babys schreien,
sehe wie sie gedeihen.
Sie wissen viel mehr
Als man mich je  gelehrt
Und ich denk bei mir selbst:

Gott wie schön ist die Welt.

 

Ja, die Welt ist wunderschön.
Aber was ist mit dem Leid? Mit der geschundenen Natur?
Ich glaube: Gott ist die Liebe. Diese Liebe leidet mit jedem Spatz, der kein Platz mehr für sein Nest findet, weil wir alles zugepflastert haben und die Liebe breitet die Arme aus für jedes Baby, das in die Welt kommt, obwohl wir schon viel zu viele sind.

 

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